“Wann ist ein Porträt fertig?”
Diese Frage begleitet mich ständig. Beim Malen. Beim Betrachten. Und manchmal auch lange danach.
Ein Porträt beginnt oft mit einer klaren Vorstellung – einer Pose, einer Lichtstimmung, einem Ausdruck. Doch im Laufe des Malprozesses verändert sich vieles. Der Ausdruck verschiebt sich, Farben wirken anders als geplant, neue Entscheidungen werden notwendig. Es ist ein Dialog, kein festgelegter Ablauf.
Ich habe gelernt: Manche Porträts führen mich zielsicher zu einem klaren Abschluss. Andere bleiben offen. Sie wirken nicht unfertig – aber auch nicht abgeschlossen. Und manchmal lasse ich sie genau so. Nicht, weil ich aufgebe. Sondern weil ich spüre, dass das Bild in diesem Zustand etwas Wahres zeigt.
Für mich ist das ein wichtiger Teil der Malerei: anzuerkennen, dass ein Porträt nicht immer einem klassischen „fertig“-Moment folgt. Es gibt keine feste Grenze, keinen klaren Punkt, an dem man sagen kann: Jetzt ist es vollendet.
Manche Porträts begleiten mich über Monate, manche fordern eine schnelle, intuitive Entscheidung. Und manchmal stelle ich fest, dass ich ein Bild nach langer Zeit noch einmal verändern will. Auch das gehört dazu.
Vielleicht ist das auch ein Grund, warum mich Porträtmalerei so fasziniert: Sie bleibt in Bewegung. Wie wir selbst.
“When is a portrait finished?”
This question is always present. While painting. While looking. And sometimes even long after the work is done.
A portrait often starts with a clear idea – a pose, a certain light, an expression. But as the painting process unfolds, things change. The expression shifts, colors behave differently than expected, new decisions have to be made. It’s a dialogue, not a fixed plan.
Over time, I’ve learned: some portraits lead me straight to a clear finish. Others remain open. They don’t necessarily look unfinished – but they’re not fully resolved either. And sometimes I leave them that way. Not because I’ve given up, but because I sense that, in this state, the painting reveals something true.
For me, that’s an important part of painting: accepting that a portrait doesn’t always follow a traditional sense of being “finished.” There’s no precise line, no exact moment when it becomes complete.
Some portraits stay with me for months. Others demand quick, intuitive decisions. And occasionally, I return to a painting after a long break and change something. That, too, is part of the process.
Maybe that’s one reason portrait painting fascinates me so much: it stays in motion. Just like we do.
Manchmal verlangt ein Bild nach mehr. Dieses Porträt war ursprünglich in einen sanften, ruhigen Hintergrund eingebettet, doch dabei ging etwas verloren. Ihr Blick, die leichte Spannung in ihrer Haltung – all das schien nicht ganz durchzudringen.
Mit dem kräftigen Rot und der rauen Textur im Hintergrund hat sich die Atmosphäre komplett verändert. Die Figur wirkt jetzt präsenter, lebendiger – fast so, als würde sie aus der Leinwand heraustreten. Die groben, expressiven Pinselstriche im Hintergrund stehen im Kontrast zur Feinheit ihres Gesichts und verleihen dem Bild Spannung und Dramatik.
Es ist faszinierend, wie eine scheinbar kleine Entscheidung – wie das Übermalen eines Hintergrunds – ein ganz neues Bild entstehen lässt. Ein Wechselspiel aus Sanftheit und Chaos, Nähe und Distanz.